Die Planung der Nazis für ein großdeutsches Reich mit der Hauptstadt Germania hat auch in Teilen des Tiergartens seine Spuren hinterlassen. Nicht nur, dass die Siegessäule auf den Großen Stern versetzt und die Charlottenburger Chaussee (heute Straße des 17. Juni) extrem verbreitert wurde: Es war auch geplant, unter dem Park einen mehrspurigen Autobahntunnel von Nord nach Süd zu bauen. Er sollte die Große Halle im Spreebogen (etwa dort, wo heute die Schweizer Botschaft steht) mit dem riesigen Südbahnhof verbinden. Auf der Höhe der Straße des 17. Juni war ein Abzweig zum Brandenburger Tor geplant. Der Autobahntunnel sollte sehr edel gestaltet werden, vorgesehen war weiß-gelber italienischer Marmor war für die Wandgestaltung.
1938 wurde mit dem Bau begonnen, doch mit dem Kriegsbeginn ein Jahr später wurden die Prioritäten verschoben. Bald mussten stattdessen Bunker gebaut werden, der Tunnelbau wurde 1941 gestoppt – für immer. Fertiggestellt wurde ein etwa 90 m langer und 15 m breiter Abschnitt. Er beginnt vor dem heutigen Sowjetischen Ehrenmal und führt Richtung Süden in den Tiergarten hinein.
Daneben entstand in 16 Meter Tiefe ein U-Bahn-Tunnel, 220 m lang und knapp 7 m breit. Er sollte später die Stadtteile Lübars und Marienfelde verbinden.
Nach dem Ende der Nazizeit wurden beide Tunnel verschlossen und vergessen. Erst in den 1960er Jahren öffnete man sie wieder. Die Bauwerke waren mit Grundwasser vollgelaufen und drohten einzustürzen. Deshalb wurden sie ausgepumpt, saniert und erneut verschlossen. Eine Nutzung ist für sie nicht mehr geplant. Sie sind auch nicht öffentlich zugänglich. Als jedoch vor einigen Jahren trotzdem jemand drin war, beschrieb er danach seine Eindrücke:
„Rostige Steigeisen führen in die Tiefe herunter. Die Luftfeuchtigkeit ist sehr hoch. Kameraobjektive und Brillen beschlagen sofort. Die Atmosphäre wirkt unwirklich, düster, erdrückend. Der Hall allerdings ist beeindruckend und lädt zum Singen von Gregorianischen Chorälen geradezu ein.“